Nach dem Frühstück ist die erste Mission des Tages, das Motorrad für die Strecke zur Küste zu packen. Dabei befestige ich meinen Rucksack mit den Rückenteil nach oben zeigend auf dem Gepäckträger des Motorrads. Die Zurrgurte fädele ich durch das kleine Stahlgerüst hinter dem Sitz und vorbei an verschiedenen Fixpunkten, um den Rücksack gegen das Verrutschen in jede Richtung zu sichern. Die Befestigung mit den Gummiseilen am Gepäckträger muss solide sein, denn Ninas Rucksack kommt oben drauf und wird an meinem befestigt – hat also selber keine Verbindung zum Gepäckträger. Ninas Rucksack lege ich dann oben drauf, sodass die Rucksäcke Rücken an Rücken aufeinander liegen. Jetzt nutze ich Hüft- und Brustgurte beider Rucksäcke, um die beiden aneinander zu verspannen. Als Sicherheit verbinde ich ebenfalls die weiteren Verspannelemente an der Außenseite der Rucksäcke, die eigentlich für Matratzen und Schlafsäcke vorgesehen sind, um die Rucksäcke aneinander zu befestigen. Mit meinem Rucksack als fester Basis auf dem Gepäckträger und Ninas Rucksack fest und formschlüssig an meinem befestigt, steht die Gepäckkonstruktion. Der kleine Turm sieht zwar etwas instabil aus, hält meiner Rüttelprobe aber stand. 

Die Strecke die wir uns auf dem Hinweg hinaufgegraben haben, mit einigen beherzten Gasstößen und dem Drehmoment der ersten Gänge, müssen wir jetzt bergab rollen. Ohne zu stark zu bremsen, um auf dem sandigen Untergrund nicht die Kontrolle über die Maschine zu verlieren. Aber auch ohne zu schnell zu werden, sodass uns die Schlaglöcher nicht aus dem Sattel werfen. Bergab fahren gestaltet sich als deutlich anspruchsvoller als die andere Richtung. Das Gewicht von Nina und dem Gepäck schiebt sich dabei mit jeder Erschütterung in meinen Rücken und ich habe Mühe alles gegen Lenker abzustützen. 

Nach den ersten hundert Metern muss ich anhalten. Es nützt nichts – ich muss den Gepäckberg umspannen. Die Rucksäcke schieben sich zu weit nach vorne, sodass ich viel zu nah am Lenker sitze. Das heißt die Verzerrung komplett lösen. Erst Ninas Rucksack, dann meinen. Ich befestige die Rücksäcke auf dem kleinen Gepäckträger weiter hinten, damit Nina etwas mehr Platz zum Sitzen hat. Zudem ordne ich die Gurte so an, dass zunehmender Zug die Rucksäcke eher zum Heck des Fahrzeugs zieht, als nach vorne hin.

So geht’s. Die Fahrt bis zum Mendihuaca Beach dauert 1,5 Stunden, wobei die Hälfte auf sandigem Untergrund stattfindet. Den ersten Gang als Bremse nutzend, arbeite ich uns langsam die Strecke entlang. Nina muss an einigen besonders steilen Abschnitten absteigen und laufen, damit ich im Falle eines Sturzes bessere Chancen habe, das Motorrad mit den Beinen abzufangen. Aber ansonsten schaffen wir es unbeschadet und sicher bis auf die Troncal des Caribe. Hier lassen wir den 30 Grad warmen Fahrtwind, den Schweiß der ersten Teilstrecke trocknen und cruisen gemütlich bis zum Strand. Die letzen 100 Meter, die wir von der Hauptstraße Richtung mehr fahren müssen, sind zwar wieder Schotter, nach den Übungsfahrten der letzten Tage aber nichts mehr, was uns nervös macht. Nichtmal der tiefe Sand auf dem Parkplatz am Strand.

Sand, Garnelen und Sonnenuntergänge

Eine Unterkunft am Strand zu suchen ist anders als in einer Siedlung mit Straße. Es gibt zwar nur auf einer Seite eine Häuserreihe, aber Hausnummern und Einfahrten sucht man vergeblich. Wir laufen zwei Mal an der Unterkunft vorbei, bis wir den Namen auf einem kleinen, selbstgemalten Holzschild entdecken. Zwei einstöckige Bungalows, die wie Doppelhaushälften nebeneinander stehen und einem Surfboard Ständer mit circa 15 Boards verschiedener Größen – damit ist die Unterkunft vollständig beschrieben. Keine Eingangshalle oder Flur, Rezeption, angeschlossene Bar oder sonst etwas, das man bei einem Hotel oder Hostel vermuten würde. Der kleine Bungalow entspricht mit seinen bodentiefen Fenstern die zum Strand zeigen den Bildern des Buchungsprotals. Vor dem Fenster ist eine 2 Quadratmeter große Veranda mit einem Plastikstuhl. Die Schiebetür steht offen und wir stellen unsere Rücksäcke schonmal halb ins Zimmer, in der Erwartung, dass es sich um unsere Unterkunft handelt. 

Wir haben die Unterkunft über Booking.com gebucht und organisieren uns über das Portal die Kontaktdaten des Vermieters. Kurz nachdem Nina über WhatsApp verkündet hat, dass wir da sind, kommt aus der kleinen Gasse neben dem Bungalow Alex. Alex ist ein kleiner Argentinier Ende 20, der sich um die Verwaltung der beiden Bungalows kümmert. 

Unsere Rucksäcke stehen tatsächlich im richtigen Zimmer und Alex gibt uns eine kleine Führung. 

In dem Bungalow steht direkt hinter dem Fenster das 1,4 Meter breite Bett, das mit einem Moskitonetz überspannt ist. Hinter dem Bett ist eine Trennwand aus Holz, hinter der das kleine Bad ist. Der unangenehme Nachteil der Aufteilung ist: Das Bad ist weder durch eine Tür vom Rest des Raumes getrennt, noch schließt die Trennwand bis zur Decke ab. Abgesehen von dem Sichtschutz geht man also duschen und aufs Klo im Schlafzimmer.

Auf die Frage nach dem Schlüssel für den Bungalow bekommen wir ein relaxtes: „There is no need, it’s super safe here. All of my Sufboards are always still there the next day“. Ich bin überzeugt. Außerdem haben wir was wir wollten: Ein Bett direkt am Strand. Alex verleiht seine Surfbretter und ich werde in den nächsten Tagen ein treuer Kunde. 

Der Strand selbst ist schön. Hostels, Restaurants und Kombinationen aus Beidem, wechseln sich nebeneinander ab. Um 19:00 Uhr ist es hier dunkel und bei Einbruch der Dunkelheit schließen die Restaurants. Das frühe Ende vom Tag, diktiert ein frühes Schlafengehen und Aufstehen, das wir dankend annehmen und über den gesamten Rest der Reise beibehalten werden. 

Die Restaurants sind gut, auch wenn sich die verschiedenen Menüs nicht grundlegend unterscheiden. Zum Frühstück gibt es Pancakes und Ei mit Arepas und zum Abendessen Garnelen in verschiedensten Soßen. Das Leben hier könnte schlimmer sein. 

Anstelle täglich aufs Motorrad zu springen und die Gegend unsicher zu machen, lehnen wir uns hier einige Tage zurück. Wir lesen auf unserer Veranda, machen Yoga, gehen Surfen und lassen uns Smoothies und Kokusnüsse unter Palmen schmecken. Nur einmal machen wir ein Ausnahme und laufen den Strand 1,5 Kilometer entlang zum Costeño Beach Hostal. Das nur, um mit einem Hipster Kaffee und Hängematten, ein Mindestmaß an Abwechslung in unseren neuen Alltag zu bringen. 

Einige Bücher und eine angemessene Portion “Seele baumeln lassen” später, machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht die Karibikküste entlang, weiter Richtung Osten ins süße kleine Palomino.

Gutes Essen, Strand und staubige Straßen

Palomino ist einer der wenigen Orte, bei denen wir in der Retrospektive garnicht richtig sagen können, was wir hier eigentlich gemacht haben. Wir checken ins El Zoo Hostal ein. Es gibt einen Pool, einen zweistöckigen Pavillon mit einer Holzfläche für Yogaliebende und einen klimatisierten Coworking Space. Das Hostel ist super gemütlich und versprüht einen entspannten Vibe, der nach unserem Ruheexkurs am Strand genau das Richtige ist. 

Ansonsten ist Palomino ein geschäftiges kleines Dorf mit staubigen Straßen und 100%ig vom Tourismus geprägt. Die Auswahl an Restaurants ist hier entsprechend groß und gut. Wir vertreiben uns die Tage mit Tacos, vegetarischen Burgern und kolumbianischem Bier. Ich finde ein kleines Outdoor Fitnessstudio in dem ich für kleines Geld trainieren darf und die zu meiner Freude Gymnastikringe im Repertoire haben. Nina gibt sich alle Mühe jede Katze und jeden Hund zu streicheln und ihre Katzenhaarallergie mit erhobenem Haupt herauszufordern.

Wir bereiten uns langsam auf unser nächstes Reiseziel vor: Panama. Nach 2,5 Monaten haben wir Lust auf etwas Struktur in den Tag zu bekommen und mehrere Wochen am Stück am selben Ort zu sein. Nicht zu viel Struktur und natürlich an einem schönen Ort mit gutem Wetter, schöner Natur und am Meer. Aber wir möchten auch das Gefühl haben, irgendwo dazu zu gehören und nicht nur Kunde beziehungsweise Tourist zu sein. Das Bedürfnis den etwas rastlos wirkenden Reisealltag zu pausieren und eine Aufgabe zu haben, scheint sich ganz natürlich nach einigen Monaten einzustellen. Wir treffen immer wieder Reisende, die zum großen Teil noch länger als wir unterwegs sind und das selbe berichten.  

Deswegen verbringen wir neben dem obligatorischen täglichen Strandbesuch die Zeit damit, Bewerbungen an Surfcamps in Panama und als Alternative in Costa Rica zu schicken. Zudem organisieren wir unseren letzten Stop und ein absolutes Highlight unseres Kolumbientrips: Den Besuch im Tayrona National Park.

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